Wieder Zweifel am Wasserstoffzug Zillertal in den Schlagzeilen


Ein Monat nach der strategisch begründeten Verantwortungsübernahme durch das Land Tirol wird nun der “Expertenstreit” auf Grundlage einer uralten Studie aus dem Jahr 2017 öffentlich fortgesetzt

Herr Fleischhacker: Was sagen Sie als Vorsitzender der privatwirtschaftlich organisierten Codex Partnerschaft  des Green Energy Center Europe und als Konsortialführer der nationalen Leuchtturm- und Flaggschiff-Projekte “HyTrain” und “HyWest” zu den heute in der Tiroler Tageszeitung mit gleich drei Artikeln neuerlich aufgebrachten Zweifel an der Wasserstoffbahn für das Zillertal?

“Ich kann dazu nur noch einmal auf meinen Kommentar zum “Expertenstreit” vom 12. Mai dieses Jahres verweisen. Ein Monat nach der Verantwortungsübernahme durch das Land Tirol zur endgültigen Beilegung der “Streitfrage” wird heute aktuell auf Basis der wissenschaftlichen Variantenuntersuchung aus dem Jahr 2016/17, also auf Basis der “Uralt-Studie“, welche die Grundlage für den seinerzeitigen Entscheidungsprozess für die “Zillertalbahn 2020+ energieautonom mit Wasserstoff” war, der Diskussions- und Verunsicherungsprozess wieder weiter fortgesetzt.
Die Region Zillertal hat sich seinerzeit – trotz der erwartbaren Mehraufwendungen und Risiken – auf Grundlage dieser Studie für die klima-, energie- und ressourcen- strategische Option “Zillertalbahn 2020+ energieautonom mit Wasserstoff” entschieden (siehe Video Zeitdokument ) und hat unter dem Hintergrund der Welt- und Europa-weiten Entwicklungen zum Aufbau der Wasserstoffwirtschaft bis heute daran fest gehalten.
Was diese Verlängerung des “Expertenstreits” auf Grundlage der uralten Studie jetzt soll und wem diese nützt versteht keiner, der sich ernsthaft mit entsprechenden Lösungen im Klima-, Energie- und Ressourcenzusammenhang auseinander setzt. Mit diesem Prozess werden nicht nur die Steuerzahler verunsichert, sondern auch die Mitarbeiter und Unternehmen an den Projekten, die am Aufbau der grünen Wasserstoffwirtschaft in Zentraleuropa beteiligt sind, existenziell bedroht. Das IST-Kosten Volumen für die diesbezüglichen Projekte beträgt bereits mehr 40 Mio EUR und ist bislang in keiner der – methodisch und fachlich mehr als nur zweifelhaften – “Borrow of the Future Vergleichsrechnungen” abgebildet.”

Wie sehen Sie – abgesehen von dieser fachlich, sachlich und emotional belastenden Fortsetzung der Expertenstreiterei – die Verantwortungsaufteilung, die hier zu einem ziel- und ergebnisorientierten Ablauf führen kann?

“Für uns, die wir mit unseren Codex Partnern und mit unseren Forschungs- und Umsetzungskonsortien unter anderem auch den Aufbau der grünen Wasserstoffwirtschaft in Zentraleuropa betreiben, stellt sich die Sachlage so dar:

1. Das Land Tirol hat nun – 5 Jahre nach der Entscheidung des Aufsichtsrates der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG – die Verantwortung für die Umsetzung der strategischen Variante Wasserstoff selbst übernommen und die Experten des Landes mit der Beschaffung des Wasserstoffzuges und der Ausgestaltung der Wasserstoffregion Zillertal zu einer Leuchtturmregion beauftragt.

2. Die Zillertaler Verkehrsbetriebe AG ist bei unseren Wasserstoffprojekten als Vertragspartner dabei und verfügt über das Projekt “WIVA P&G HyTrain” mittlerweile auch über das entsprechende Know How zur Qualitätssicherung und Risikominimierung des Beschaffungs-, Übernahme- und Betriebsprozesses. Sie ist damit fachlich und sachlich in der Lage, die Wasserstoff- Gerätschaften und Einrichtungen vom Land Tirol fach- und sachgerecht zu übernehmen und in den ordnungsgemäßen Betrieb überzuführen.

3. Den Agenturen und Medien standen und sehen zur Wahrnehmung ihrer Verantwortung bei der Aufklärung der breiten Öffentlichkeit, die Informationen auf unseren Projekt-WEB-Seiten zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es am Green Energy Center Europe einen Info Corner, in dem wir mit den eigenen Gerätschaften und Einrichtungen vor Ort schlüssig über die Zusammenhänge zwischen dem “Power on Demand Prozess” (zB. wann, wo und warum E-Mobilität?) und “Power to Hydrogen Prozess” (zB. wann, wo und warum Wasserstoffmobilität?) Aufklärung geben können. Mit unserem Schulungs- und Trainingsprogramm vermitteln wir laufend den letzten Stand der Technik, insbesondere für den Umbau des Energiesystems auf Klimaneutralität und Autonomie.”

“Zillertalbahn: Zweifel an Wasserstoff”

Gutachten für einen Wasserstoffantrieb fallen negativ aus. Technologieoffene Neuausschreibung wird darüber hinaus angeregt...

© Tiroler Tageszeitung

Leitartikel: Die Zillertalbahn fährt auf Zuruf

Innovation um jeden Preis darf in Zeiten der Teuerung nicht der Leitfaden für die Landesregierung sein. Hinter dem Wasserstoff für die Zillertalbahn stehen viele Fragezeichen. Eine technologieoffene Ausschreibung wäre politisch innovativ.

© Tiroler Tageszeitung

“Der Wasserstoffzug erhält sehr schlechte Noten”

In Variantenprüfung des Ministeriums liegt Wasserstoffantrieb für Zillertalbahn an letzter Stelle. Gutachten des Landes: Mehrkosten bis zu 180 Mio. Euro...

© Tiroler Tageszeitung

Diskussion über Zillertalbahn geht weiter

Studien sehen hohe Mehrkosten und günstigere Alternativen zur geplanten Wasserstoffbahn im Zillertal. Die Rede ist von 83 bis 180 Millionen Euro Mehrkosten…

© ORF

Weitere Informationen:

Land Tirol: „Wasserstoffbahn im Zillertal: bewusste Entscheidung für Innovation“

Projekt “HyTrain”: Leuchtturmprojekt der Wasserstoffinitiative-Vorzeigeregion Austria Power & Gas

Projekt “HyWest”: Flaggschiffprojekt der Wasserstoffinitiative-Vorzeigeregion Austria Power & Gas

Establishment of Austria’s First Regional Green Hydrogen Economy: WIVA P&G HyWest, Veröffentlichung 2023

FFG Projektdatenbank 2016-2017: Antriebssysteme-ZVB Untersuchung möglicher Antriebsysteme für die Zillertalbahn abseits dieselgetriebener Varianten

PDF Kurzfassung des Ergebnisses aus des Studie Antriebssysteme-ZVB 2017